Lehrveranstaltungen Sommersemester 2021
Vorlesung
PD Dr. Peter-Paul Bänziger
Titel | Arbeit und Konsum. Eine Geschichte des Wirtschaftens in der Neuzeit |
Kommentar | Arbeit und Konsum bzw. Produktion und Verbrauch sind die beiden Pole des Wirtschaftskreislaufs: Dinge werden produziert, verteilt und schließlich konsumiert. Als Nachfrage hält der Verbrauch wiederum die Produktion im Gange und schafft auf diese Weise Arbeit. Unser Alltag wird dadurch in zwei zeitlich und räumlich getrennte Sphären aufgeteilt. Im Internetzeitalter scheint sich diese Ordnung aufzulösen: Viele Geschäftsmodelle basieren auf Gratisdienstleistungen. Erst durch die Nutzung wird – etwa in Form von Kundendaten – jener Mehrwert generiert, der Profit ermöglicht. Diese Phänomene werden gemeinhin als »Prosumption« beschrieben. Doch sind sie wirklich neu? Ließ nicht auch in früheren Zeiten die Anwesenheit von anderen Gästen überhaupt erst die besondere Atmosphäre entstehen, für die man eine Kneipe aufsucht? Wie sinnvoll ist folglich die Vorstellung getrennter Sphären aus analytischer Perspektive? Solchen Fragen geht die Vorlesung aus historiographischer Perspektive nach. Im ersten Teil wird untersucht, wie das Verhältnis von Produktion und Verbrauch zu unterschiedlichen Zeiten gedacht wurde: von der Aufwertung des Konsums in der Frühen Neuzeit über das Arbeits- und Mäßigungsethos des Bürgertums bis zu den nachfrageorientierten Wirtschaftstheorien des 20. Jahrhunderts. Der zweite Teil der Vorlesung geht der Frage nach, wie (Vorstellungen von) Produktion und Verbrauch den Alltag strukturierten. Bis ins ausgehende 19. Jahrhundert lassen sich kaum getrennte Sphären erkennen. Erst nun entstanden, zunächst vor allem für die Männer, die unterschiedlichen Erfahrungswelten der Arbeit und der Freizeit. Im der dritten Teil schließlich werden die heuristischen Chancen und Grenzen der Begrifflichkeit diskutiert. Zugleich werden alternative Konzepte wie die »Zirkuläre Ökonomie« vorgestellt, die in jüngerer Zeit im Zusammenhang mit der Umweltproblematik aufkamen. |
Literatur | Schivelbusch, Wolfgang: Das verzehrende Leben der Dinge. Versuch über die Konsumtion, München: Carl Hanser 2015. |
Veranstaltungsart | Vorlesung |
Veranstalter | Historisches Seminar, VB |
Termin, Ort | Do 12 - 14 Uhr (c.t.); 22.04.21 - 22.07.21 |
Hauptseminar
Prof. Dr. Melanie Arndt
Titel | Wärme in der Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts |
Kommentar | Eine warme Wohnung im Winter ist für die meisten heute eine Selbstverständlichkeit. Doch diese Selbstverständlichkeit hat einen hohen Preis. Heizen und die Bereitung von Warmwasser machen einen wesentlichen Anteil am Gesamtenergieverbrauch eines Haushalts und unserer heutigen ökologischen Probleme aus: In Deutschland produzierten die Wohnungsheizungen in den letzten Jahren jährlich um die 130 Millionen Tonnen CO2. Das waren etwa zwei Drittel der Emissionen eines Haushalts bzw. ein Sechstel des jährlichen Gesamtausstoßes an Kohlendioxid. Darüber, wie die Wärme produziert wird und wie sie zu uns gelangt, denken wir in der Regel nur nach, wenn sie plötzlich fehlt – entweder, weil eine Störung vorliegt oder weil die Rechnung nicht bezahlt wurde. Zu erbringende Prüfungsleistung: |
Literatur | Sean Patrick Adams, Home Fires. How Americans Kept Warm in the Nineteenth Century, Baltimore, Md., 2014; Dirk van Laak, Alles im Fluss. Die Lebensadern unserer Gesellschaft. Geschichte und Zukunft der Infrastruktur, FaM 2019; Ruth Oldenziel, Mikael Hård (Hrsg.), Consumers, Tinkerers, Rebel. The People who Shaped Europe, Houndsmills 2013; Simon Pirani, Burning Up. A Global History of Fossil Fuel Consumption, London u.a. 2018, Manfred Seifert, Technik-Kultur. Das Beispiel Wohnraumheizung, Dresden 2012. |
Veranstaltungsart | Hauptseminar |
Veranstalter | Historisches Seminar - VB |
Termin, Ort | Do 14 - 16 Uhr (c.t.); 22.04.21 - 22.07.21, |
Proseminar
Dr. des. Katrin Kleemann
Titel | Einführung in die Umweltgeschichte in transatlantischer Perspektive (18.-21. Jahrhundert) |
Kommentar | Die Umweltgeschichte untersucht die Wechselbeziehungen zwischen Menschen und der nicht-menschlichen Welt in der Vergangenheit. Sie erkennen an, dass die natürliche Welt nicht nur ein Hintergrundrauschen zu menschlichen Ereignissen darstellt, sondern sich sowohl selbstständig als auch als Antwort auf menschliche Eingriffe verändert. Die Umweltgeschichte hat sich in den 1960er und 1970er Jahren im Zuge der Umweltbewegung in den USA als neue Unterdisziplin der Geschichtswissenschaft entwickelt. Seitdem hat sich die Umweltgeschichte auf allen Kontinenten etabliert. Umwelthistoriker*innen haben vielseitige Untersuchungen durchgeführt, die sich in verschiedenen Teilen der Welt oder sogar auf globaler Ebene mit Wechselbeziehungen zwischen Mensch und Natur verschiedenster Größenordnungen beschäftigen: Dies können Krankheitserreger mikroskopischer Größe sein oder der anthropogene Klimawandel auf planetarem Level.
Das Abgabedatum der schriftlichen Prüfungsleistung ist der 01.09.2021.
Zu erbringende Studienleistung: Regelmäßige Lektüre auch englischsprachiger Literatur, Vorbereitung und aktive Teilnahme, Referat, kleinere Aufgaben. |
Literatur | Carson, Rachel. Silent Spring. London: Penguin Books 2000. |
Veranstaltungsart | Proseminar |
Veranstalter | Historisches Seminar, VB |
Termin, Ort | Mi 12 - 15 Uhr (c.t.), 21.04.2021 - 01.07.21 |
Übungen
PD Dr. Peter-Paul Bänziger
Titel | Vom städtischen Holzmarkt der Sattelzeit zum globalen Arbeitsmarkt des 21. Jahrhunderts. Märkte in der Geschichte und Geschichtsschreibung |
Kommentar | Finanzmarkt, Heiratsmarkt, Bildungsmarkt – Märkte sind seit einiger Zeit in aller Munde. Das gilt auch für die Geschichtswissenschaft. Forschungen zur Geschichte von Märkten haben in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Einerseits werden dabei konkrete Institutionen und Praktiken untersucht: Städtische Wochen- und Jahrmärkte, Börsen, Arbeitsmärkte und vieles mehr. Andererseits wird der Marktbegriff als Werkzeug verwendet: Die Distribution von (materiellen und immateriellen) Gütern oder Arbeitskraft wird als marktförmig beschrieben, auch wenn konkrete Institutionen und Orte weitgehend fehlen. Beispiele dafür sind die »frühneuzeitlichen Wissensmärkte« oder der »globale Arbeitsmarkt«. In der Übung nähern wir uns der Geschichte von Märkten zum einen aus begriffsgeschichtlicher Perspektive: Seit wann und in Bezug auf welche Gegenstände, so fragen wir, ist überhaupt von Märkten die Rede? Und was genau wurde jeweils darunter verstanden? Zweitens diskutieren wird empirische Beispiele von der Vormoderne bis heute. Dabei fragen wir immer auch nach den Vorteilen und Grenzen des Marktbegriffes für die Geschichtswissenschaft: Wann hilft er uns, historische Praktiken und Institutionen zu beschreiben? Und wann übernehmen wir eine Begrifflichkeit, deren ideologische Dimensionen in den letzten Jahrzehnten unübersehbar geworden sind? Damit lädt die Übung auch zum kritischen Nachdenken über die Gegenwart ein. Zu erbringende Studienleistung:
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Literatur |
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Veranstaltungsart | Übung |
Veranstalter | Historisches Seminar, VB |
Termin, Ort | Do 16 - 18 Uhr (c.t.); 12.05.21 - 28.07.21, Breisacher Tor/R 107 |
Dr. Peter Itzen
Titel | Der Jahrhunderthistoriker. Lektürekurs zur Epoche, zum Werk und zur Rezeption Eric Hobsbawms |
Kommentar | Eric Hobsbawm gehört zu den wenigen Historikerinnen und Historikern, die nicht Autoren, sondern Gegenstand von Biographien geworden sind. Dafür gibt es viele Gründe: das überaus bewegte Leben Hobsbawms, das ihn beinahe das gesamte 20. Jahrhundert begleiten ließ; seine Rolle als teilnehmender Beobachter der Zeitläufte, der Politik und Zeitgeschehen aus seiner Minderheitsposition als unorthodoxer, aber gleichwohl überzeugter Kommunist kritisch begleitete und kommentierte; seine Arbeiten zur Wirtschaftsgeschichte, die Debatten über die Folgen der Industriellen Revolution beeinflusst haben; seine Schriften zur Sozialgeschichte und Geschichtstheorie, die mit dazu beigetragen haben, die Geschichtswissenschaft dauerhaft aus dem Turm der reinen Politikgeschichte zu befreien; und vor allem seine großen und nach wie vor überaus bedeutenden Gesamtdarstellungen zur Geschichte der Moderne, die insbesondere im angelsächsischen Raum Generationen von Geschichtswissenschaftlern geprägt haben. Die Übung ist als Lektürekurs angelegt, in der wir nicht nur den Lebensweg Hobsbawms als Spiegel des 20. Jahrhunderts diskutieren, sondern auch einige seiner wesentlichen Schriften lesen und uns mit der Rezeption und Nachwirkung dieses ‚Jahrhunderthistorikers‘ beschäftigen wollen. |
Literatur | Eric Hobsbawm, Interesting Times. A Twentieth Century Life, London 2003; Richard Evans, Eric Hobsbawm. A Life in History, Boston 2019. |
Veranstaltungsart | Übung |
Veranstalter | Historisches Seminar, VB |
Termin, Ort | Do 12 - 14 Uhr (c.t.); 22.04.21 - 22.07.21 |
Dr. des. Katrin Kleemann
Titel | Gender und Umwelt in der Geschichte (1700-2021) |
Kommentar | Oft sind Gender und Umwelt heute so etwas wie historische Fundamentalkategorien, die bei jeglicher historischen Untersuchung mitzudenken sind. Beide Disziplinen, die Gender- und Umweltgeschichte, sind in den 1960er und 1970er Jahren entstanden und haben sich seitdem laufend entwickelt und verändert. So entstand die Gendergeschichte als Frauengeschichte in der Emanzipationsbewegung. In den 1980er Jahren begann dann die Differenzierung zwischen dem biologischen Geschlecht (sex) und dem sozialen Geschlecht (gender), welches in seiner Rollenerwartung zum Beispiel auch von kulturellem und gesellschaftlichem Wandel geprägt ist. Das, was unter Gender verstanden wird, ist ein fortlaufender Aushandlungsprozess. Die Umweltgeschichte untersucht im weitesten Sinne die Wechselbeziehungen zwischen Mensch und Natur. Und auch hier ist der Aushandlungsprozess noch nicht abgeschlossen, was genau unter „Natur“ und „Umwelt“ zu definieren ist. In den frühen 1990er Jahren plädierte die Ecofeministin und Wissenschaftshistorikerin Carolyn Merchant dafür, Gender auch als Kategorie in die Umweltgeschichte mitaufzunehmen und inzwischen sind viele Studien entstanden, die sowohl die Umwelt als auch Gender untersuchen. In der deutschsprachigen Geschichtswissenschaft stehen Gender- und Umweltgeschichte beide trotz vielfältiger und herausragender Arbeiten eher noch am Rand des Forschungsfeldes. Zu erbringende Studienleistung: Referat, Regelmäßige Lektüre auch englischsprachiger Literatur, Vorbereitung und aktive Teilnahme, kleinere Aufgaben. |
Literatur | Lehmkuhl, Ursula. „Umwelt.“ In: Dimensionen internationaler Geschichte. (Studien zur Interna-tionalen Geschichte 30), herausgegeben von Jost Dülffer und Wilfried Loth: 233-250. München 2012. |
Veranstaltungsart | Übung |
Veranstalter | Historisches Seminar, VB |
Termin, Ort | Do 12 - 14 Uhr (c.t.); 22.04.21 - 22.07.21 |
Kolloquium
Prof. Dr. Melanie Arndt
Titel | Kolloquium und Masterkurs zur Wirtschafts-, Sozial- und Umweltgeschichte |
Kommentar | Das 14-tägig stattfindende Kolloquium setzt sich mit aktuellen Fragen und Tendenzen der Wirtschafts-, Sozialund Umweltgeschichte anhand laufender Forschungsprojekte und gemeinsamer Lektüre auseinander. Es bietet den Raum, Master-, Promotions- und Habilitationsprojekte inhaltlich und methodisch zu diskutieren. Alle Interessierten sind herzlich willkommen. Das aktuelle Kolloquiumsprogramm finden Sie hier. |
Veranstaltungsart | Kolloquium |
Veranstalter | Historisches Seminar, VB |
Termin, Ort | Do 18 - 20 Uhr (c.t.) 14-täglich; 22.04.21 - 22.07.21 |
Oberseminar
Prof. Dr. Melanie Arndt
Titel | Oberseminar Major Problems in Environmental and Economic History |
Kommentar | ANMERKUNGEN ZUR DIGITALEN LEHRE AUFGRUND DER CORONA-PANDEMIE: Das Seminar findet abhängig von der Infektionslage in Präsenz, digital oder hybrid statt Das Oberseminar richtet sich an Promovierende und Habilitierende und findet als Blockveranstaltung statt. Es wird zusammen mit der Professur für Umwelt- und Klimageschichte der Uni-versität Bern und dem Rachel Carson Center for Environment and Society München im Berner Oberland durchgeführt. Teilnahme auf Einladung. Kontakt: sekretariat.wsu@geschichte.uni-freiburg.de |
Veranstaltungsart | Oberseminar |
Veranstalter | Historisches Seminar, VB |
Termin, Ort | Block 08:00 - 18:00 Uhr, 13.09.2021 - 15.09.2021 |